Heilpflanzen von A-Z
Abelmoschus
Eine Emulsion aus den Abelmoschus-Samenkörnern wurde früher als Krampflösungsmittel verwendet. Die Samenhülsen haben einen aromatischen Geschmack und kommen als Geschmacksverstärker in Frage. In Ägypten werden sie als Magentonikum, gegen Mundgeruch und zur Stärkung des Nervensystems gekaut. Ihre aphrodisierende und medizinische Wirkung gegen Bauch- und Kopfschmerzen ist nicht belegt. Die Pflanze wird als Insektizid eingesetzt und in der Parfümindustrie für Fette und Öle oder zur Fälschung von Moschus verwendet.
Wissenschaftlicher Name: Abelmoschus moschatus Medik.
Charakteristik
Abelmoschuskörner sind die getrockneten Samen von Abelmoschus moschatus Medik. Sie stammen aus Indien und werden in allen tropischen Gebieten kultiviert. Nach der Ernte werden die Samen an der Luft getrocknet. Als Korn oder Pulver kommt Abelmoschus auf den Markt. Medizinisch verwendet werden die Samen und das aus ihnen gewonnene Öl.
Anwendungsbereiche
Volksmedizin: innerlich und äußerlich bei Schlangenbissen, krampfartigen Magen- und Darmerkrankungen, Appetitlosigkeit und gegen Kopfschmerzen
Dosierung
Zur inneren und äußeren Anwendung als Tinktur oder Aufguss liegen keine gesicherten Angaben vor.
Wirkung und Nebenwirkungen
Abelmoschuskörner sollen stimulierend und krampflösend wirken. Die Wirksamkeit ist jedoch nicht belegt. Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung therapeutischer Dosen der Droge und Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
Anwendung in Lebensmitteln
Die aromatischen Samenkapseln werden in einigen Ländern des Mittleren Ostens zum Aromatisieren von Kaffee verwendet und auch bei der Herstellung von Bitterschnäpsen eingesetzt. Der Pflanze wird eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Die Verwendung als Zusatz in Functional Food Produkten erscheint plausibel.
Autor: medpharm GmbH, Scientific Publishers StuttgartAcker-Schachtelhalm
In der Landwirtschaft gilt der Acker-Schachtelhalm als Unkraut, doch schon seit der Antike ist auch seine heilende Wirkung bekannt. Entwicklungsgeschichtlich ist die farnartige Pflanze sogar noch deutlich älter: Schachtelhalme lassen sich schon vor über 350 Millionen Jahren nachweisen. Da man die Halme früher oft zum Putzen von Zinngefäßen verwendete, ist der Acker-Schachtelhalm auch unter dem Namen „Zinnkraut“ bekannt. Grund hierfür ist der hohe Gehalt an Kieselsäure, der den Schachtelhalm auch für Kosmetik oder Gartenbau interessant macht.
Wissenschaftlicher Name: Equisetum arvense.
Charakteristik
Der Acker-Schachtelhalm, der bis zu 50 cm hoch werden kann, ist auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet. Er vermehrt sich durch rotbraune, sprossentragende Triebe, die im Frühjahr aus dem reich verwurzelten Stamm austreiben und nach dem Ausstreuen der Sporen absterben. Anschließend wachsen die charakteristischen harten, grünen Pflanzenstängel. Diese werden für die medizinische Verwendung von Mai bis August gesammelt und anschließend getrocknet. Wie der Name schon vermuten lässt, wächst der Acker-Schachtelhalm bevorzugt auf Äckern, aber auch an lehmig feuchten Wiesenrändern und Böschungen.
Anwendungsbereiche
Aufgrund seiner harntreibenden Wirkung wird der Acker-Schachtelhalm bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der Nieren und Harnwege zur Durchspülung eingesetzt.
Volksmedizin: innerlich zur Ausschwemmung von Ödemen, Vermeidung von Arterienverkalkung, Blutreinigung, bei rheumatischen Beschwerden, chronischem Husten; äußerlich zur Stärkung des Bindegewebes, bei schlecht heilenden Wunden, Ekzemen, Schleimbeutelentzündungen
Sonstige Verwendung
Landwirtschaft und Gartenbau: Pflanzenschutz, vorbeugende Bekämpfung von Schädlingen, Hilfe bei Pilzerkrankungen wie Mehltau oder Rost
Dosierung
Tagesdosis: ca. 6 g Droge
Wirkung und Nebenwirkungen
Die Wirkung des Acker-Schachtelhalms basiert auf der Kombination verschiedener Inhaltsstoffe wie Kieselsäure, Kalium und Flavonoiden. Unter anderem fördern diese die Harnbildung und stimulieren die Nierentätigkeit. Nebenwirkungen sind keine bekannt. Wer allerdings aufgrund von Herz- oder Niereninsuffizienz unter Wassereinlagerungen im Gewebe leidet, sollte auf die Einnahme von Acker-Schachtelhalm verzichten. Die harntreibende Wirkung könnte in diesen Fällen schädlich sein.
Nur, wer den Acker-Schachtelhalm genau kennt und bestimmen kann, sollte ihn selbst sammeln. Denn gerade an feuchten Standorten besteht Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Sumpf-Schachtelhalm.
Adonisröschen
Das Adonisröschen wurde erstmals im 16. Jahrhundert von Hieronymus Bock beschrieben. In der Folgezeit nutzte man die Samen gegen Kolik und Steinleiden. Im 19. Jahrhundert entdeckte Bubnov die herzstärkenden Eigenschaften der Pflanze. Im Kraut enthalten sind Strophanthidin und Adonitoxigenin, zwei herzwirksame Glykoside vom Cardenolidtyp.
Wissenschaftlicher Name: Adonis vernalis.
Charakteristik
Die ausdauernde Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 10–40 cm. Typisch ist ein kräftiger, schwarzbrauner Wurzelstock mit markigem Stengel und schmalen, fiederschnittigen Blättern. Von März bis Mai trägt die Pflanze zitronengelbe Blüten mit einem Durchmesser von 4–7 cm.
Das Adonisröschen ist giftig. Es steht in Deutschland unter Naturschutz.
Medizinisch verwendet werden die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten oberirdischen Teile: das Adonisröschenkraut (Adonidis herba).
Anwendungsbereiche
Innere Anwendung: bei Herzschwäche leichten Grades (Stadium I und II der NYHA-Klassifikation), bei nervöser Unruhe durch funktionelle Herzbeschwerden
Dosierung
Mittlere Tagesdosis: 0,6 g eingestelltes Adonispulver nach Deutschem Arzneibuch (DAB)
Risiken und Nebenwirkungen
Bei Überdosierung drohen Vergiftungssymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Herzrhythmusstörungen.
Wechselwirkungen sind zu beachten. Es droht eine Wirkungssteigerung der Droge bei gleichzeitiger Anwendung von z. B. Chindin, Kalzium, Laxanzien und bei Langzeittherapie mit Glukokortikoiden. Adonisröschen sollte grundsätzlich nicht während einer Behandlung mit Digitalis oder bei Kaliummangel angewendet werden.
Aloe vera
Die Ärzte des Altertums kannten die Pflanze bereits 400 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Auch den arabischen Ärzten des Mittelalters war ihre Heilkraft bekannt. In Deutschland wurde die Aloe vera im 12. Jahrhundert eingeführt.
Ursprünglich bestrich man die Finger der Kinder mit Aloe, um ihnen mit dem bitteren Geschmack das Daumenlutschen oder Nägelkauen abzugewöhnen.
Wissenschaftlicher Name: Aloe barbadensis Mill.
Charakteristik
Aloe vera stammt heute vor allem aus Venezuela, Curacao und den USA. Die Ernte erfolgt von August bis Oktober. Als Arzneimittel wird der eingedickte Saft der Blätter verwendet, er ist häufig in Pulverform erhältlich.
Anwendungsbereiche
Volksmedizin: Offiziell wird nur die Anwendung bei Verstopfung empfohlen. Aloe eignet sich darüber hinaus zur Stuhlerweichung, z. B. bei Analfissuren oder nach operativen Eingriffen an Enddarm und Anus. Der Einsatz sollte aber nur unter klinischer Beobachtung erfolgen.
Chinesische Medizin: gegen Pilzerkrankungen (v. a. der Haut)
Kosmetik: Das Gel aus dem Blatt der Aloe-vera-Pflanze ist Bestandteil vieler Kosmetika.
Dosierung
Einzeldosis: 0,05 g Aloepulver abends.
Wirkung und Nebenwirkungen
Der Aloe vera wird eine abführende, antibakterielle und antivirale Wirkung zugeschrieben. Bei äußerlicher Anwendung zeigen sich schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkungen.
Als Nebenwirkungen des abführenden Effekts können krampfartige Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Langzeitanwendung führt zu Verlusten an Elektrolyten, besonders Kalium-Ionen, und in deren Folge zu Hyperaldosteronismus, Hemmung der Darmbewegung und Verstärkung der Wirkung von herzwirksamen Steroiden. In seltenen Fällen können Herzarrhythmien, Nierenerkrankungen, Ödeme und beschleunigter Knochenabbau auftreten. Ferner wurden Blut- und Eiweißbeimengungen im Urin beobachtet.
Eine eventuelle Pigmenteinlagerung in die Darmschleimhaut ist harmlos und bildet sich nach dem Absetzen der Droge in der Regel zurück. Es ist noch nicht vollständig geklärt, ob eine Langzeitanwendung die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Dickdarmkarzinomen erhöht. Neuere Untersuchungen lassen jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Aloe vera und der Häufigkeit von Dickdarmkarzinomen erkennen.
Wegen der starken abführenden Wirkung ist bei Patienten mit Hämorrhoiden oder Nierenerkrankungen vom Gebrauch abzuraten. Wie alle Abführmittel sollte die Droge nicht bei Bauchbeschwerden ungeklärter Ursache, Darmverschluss, akut-entzündlichen Erkrankungen des Darmes oder Appendizitis eingesetzt werden. Aloe vera sollte zudem nicht während der Schwangerschaft oder bei Kindern unter 12 Jahren angewendet werden.
Bei chronischem Gebrauch durch Kaliummangel möglicherweise Verstärkung der Wirkung von Herzglykosiden und Antiarrhythmika. Durch Kombination mit Thiaziddiuretika, Corticosteroiden und Süßholzwurzel Verstärkung von Kaliumverlusten möglich.
Anwendung in Lebensmitteln
Aloe vera ist seit Urzeiten als ausgesprochen bittere Arzneipflanze bekannt und wird als Geschmacksstoff genutzt, z.B. in Getränken oder Arzneimitteln. Die Pflanze wirkt schmerzlindernd und abführend, antiviral und antibakteriell. Die Verwendung in speziellen Diätprodukten erscheint durchaus plausibel.
Autor: T.Brendler, J. Gruenwald, C. JaenickeAnis
Anis zählt zu den sehr alten Kulturpflanzen, die eine lange Geschichte als Heilpflanze in den antiken Hochkulturen – einschließlich China und Indien – haben. Die Ärzte des Altertums beschrieben ihn als erwärmend, austrocknend, Asthma erleichternd und als Gegengift gegen alle Gifte.
Nach Deutschland kam Anis vermutlich durch die Römer. Der Arzt Bock empfahl ihn gegen Wassersucht, Blähungen, verstopfte Leber, Magenbeschwerden, Schluckauf, als schmerzstillendes und verdauungsförderndes Mittel und äußerlich angewendet als Augenpflaster und Mittel gegen Ohren- und Kopfschmerzen. Daneben gibt es zahlreiche Anwendungen in der Volksmedizin einiger europäischer Länder und Regionen. Anisöl wurde auch zur Vertreibung von Insekten aus dem Haus angewendet.
Wissenschaftlicher Name: Pimpinella anisum L.
Charakteristik
Anis wird vor allem in Südeuropa, der Türkei, Mittelasien, Indien, China, Japan sowie in Mittel- und Südamerika angebaut. Medizinisch verwendet werden das ätherische Öl aus den reifen Früchten und die getrockneten Früchte.
Anwendungsbereiche
Innere Anwendung: bei Katarrhen der Atemwege und Verdauungsbeschwerden.
Dosierung
Innere Anwendung: Tagesdosis: 3 g Droge
Wirkung und Nebenwirkungen
Die pharmakologische Wirkung der Droge wird größtenteils durch das enthaltene ätherische Öl hervorgerufen, das den Schleimauswurf fördert und krampflösende Eigenschaften aufweist. Im Reagenzglas wurde eine Erweiterung der Bronchialwege sowohl durch das ätherische Öl als auch durch den wässrigen oder ethanolischen Extrakt der Anisfrüchte beobachtet. Ein methanolischer Extrakt der Früchte zeigte im Tierversuch eine sehr schwache entzündungshemmende Wirkung. Anisöl wirkt gegen Insekten, Pilze, Mikroorganismen und löst Krämpfe. Für die Hauptkomponente Trans-Anethol wurden im Reagenzglas entzündungs- und krebshemmende Effekte nachgewiesen.
Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung therapeutischer Dosen der Droge und Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Gelegentlich können allergische Reaktionen an der Haut, an den Atemwegen und im Magen-Darm-Trakt auftreten. Sehr selten wurde bei wiederholter Anwendung Sensibilisierung beobachtet. Bei bekannter Allergie gegen Anis bzw. Anethol sollte er nicht angewendet werden. Auch während der Schwangerschaft sollte Anis gemieden werden.
Anwendung in Lebensmitteln
Anis ist ein bekanntes und beliebtes Gewürz, das bei der Herstellung verschiedenster Lebensmittel wie Backwaren, Süßwaren, Würzmischungen, Soßen und alkoholischen sowie alkoholfreien Getränken verwendet wird.
Aufgrund der im Tierexperiment gefundenen krampflösenden und den Schleimauswurf fördernden Fähigkeiten wie auch der antibakteriellen und antiviralen Effekte ist die Verwendung der Pflanze bzw. ihres Samenöls in Functional-Food-Produkten durchaus sinnvoll und empfehlenswert.
Arnika
Im Mittelalter finden sich erste schriftliche Erwähnungen von Arnika. Ab dem 17. Jahrhundert wird die Pflanze als Heilpflanze eingesetzt. Über Goethe weiß man, dass er mit Arnika gegen sein Herzleiden behandelt wurde. Vermutlich da man bei der inneren Anwendung starke Nebenwirkungen wie Erbrechen oder Herzrhythmusstörungen bemerkte, ging der Gebrauch Ende des 19. Jahrhunderts in der Heilkunde zurück. In jüngerer Zeit erfreut sich Arnika wieder großer Beliebtheit als Heilpflanze, in erster Linie äußerlich angewendet. In der Homöopathie gehört Arnika zu den klassischen Mitteln. Durch die starke Verdünnung ist sie nicht mehr giftig und eine Einnahme unbedenklich.
Wissenschaftlicher Name: Arnica montana.
Charakteristik
Die Arnika-Pflanze aus der Familie der Korbblütler ist eine krautige Staude, die bis zu 60 Zentimeter hoch wird. Die grundständigen Blätter sind eiförmig, während der behaarte Stängel kleinere, lanzettförmige Blätter aufweist. Die dottergelben bis orangegelben Blüten haben einen aromatischen Duft. Wie der lateinische Name Arnica montana schon andeutet, bevorzugt die Pflanze Gebirgswiesen. Dort ist sie in ganz Europa verbreitet. Medizinisch relevant sind vor allem die Blüten. Sie enthalten Sesquiterpenlactone vom Helenalin-Typ, Flavanoide, Gerbstoffe, Cumarine und ätherisches Öl. Da sich der Anbau von Arnika schwierig gestaltet, werden für medizinische Zwecke zum Teil Blüten aus Wildbeständen gesammelt und weiter verarbeitet.
Anwendungsbereiche
Innere Anwendung: Von innerer Anwendung ist abzuraten, da es zu Nebenwirkungen wie Durchfall, Erbrechen, Kollaps oder Herzrhythmusstörungen kommen kann.
Sonstige Verwendung
Kosmetik: Zusatz in Mundwasser, Gesichts- und Zahncremes
Dosierung
Äußere Anwendung:
Tinktur: 1 Teil Arnika-Blüten auf 10 Teile Ethanol
Umschlag: Tinktur 3-10-fach mit Wasser verdünnt
Mundspülung: Tinktur 10-fach verdünnt
Aufguss: 2,0 g Droge auf 100 ml Wasser
Arnika-Öl: Auszug aus 1 Teil Droge und 5 Teilen Pflanzenöl
Salbe: 10-20 Prozent Tinktur oder maximal 15 Prozent Arnika-Öl in neutraler Salbengrundlage
Wirkung und Nebenwirkungen
Äußerlich wirkt Arnika entzündungshemmend, schmerzlindernd, antibakteriell und antiseptisch. Bei häufiger und insbesondere unverdünnter Anwendung können allergische Hautreaktionen auftreten (Korbblütler-Allergie).
Arnika steht unter Naturschutz und darf deshalb nicht selbst gesammelt werden.
Autor: Th. Brendler u. a., A. Schenk u. a., K. StegherrArtischocke
Die Artischocke gilt nicht nur als Delikatesse, sie ist schon seit der Antike als Heilpflanze bekannt. Die Griechen und Römer schätzten vor allem die verdauungsfördernde Wirkung der Pflanze und setzten sie gegen rheumatische Beschwerden und zur Entwässerung ein. Ursprünglich aus Nordafrika stammend verbreitete sich die Artischocke schon früh über den Mittelmeerraum bis nach Südamerika und zu den Kanarischen Inseln. Nach Mittel- und Nordeuropa wurde sie erst im Mittelalter importiert.
Wissenschaftlicher Name: Cynara scolymus L.
Charakteristik
Der wärmeliebende Korbblütler wird heute vor allem im Mittelmeerraum und in Nord- und Südamerika angebaut. Die distelartige Pflanze wächst bis zu 2 Meter hoch und bildet im zweiten Jahr Blütenköpfe, die kurz vor der Blüte geerntet werden. Zum Verzehr eignen sich der fleischige Blütenboden und der untere Teil der Hüllblätter. Die Grundblätter der Pflanze werden für medizinische Zwecke genutzt.
Anwendungsbereiche
Innere Anwendung: Linderung von Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit, Anregung der Gallenblase bei Funktionsstörungen
Dosierung
Innere Anwendung:
Extrakt: mittlere Tagesdosis 6 g getrocknete bzw. 30 g frische Blätter
Fertigpräparate sind in Form von Trockenextrakten, Kapseln, Dragees, Tabletten, Pflanzensaft oder Tropfen zu erhalten. Anwendung und Dosierung entsprechend der Angaben des Herstellers.
Wirkung und Nebenwirkungen
Die Blätter der Artischocke enthalten Bitterstoffe, Caffeoylchinasäuren und Flavonoide. Diese Inhaltstoffe fördern die Gallenbildung und den Gallenfluss und helfen bei Verdauungsstörungen. Neue Forschungen weisen darauf hin, dass Artischocken-Extrakte dabei helfen können, den Cholesterinspiegel zu senken.
Nicht anwenden bei Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Korbblütler und bei Verschluss der Gallenwege. Bei Gallensteinleiden nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen.
Autor: Th. Brendler u. a.; K. StegherrAugentrost
Im 14. Jahrhundert schreibt Arnoldus Villanovanus ein ganzes Buch über den Augentrost. Er war sogar davon überzeugt, dass die Pflanze Blinden ihr Augenlicht zurückgeben könne. Ryffius beschreibt in der Reformierten Deutschen Apotheke (1573) ausführlich Eigenschaften und Wirkung der Heilpflanze. Auch der italienische Arzt Matthiolus weiß zu sagen, welche Pflanzenteile wie bei welchen Augenleiden helfen. Danach gerät der Augentrost in Vergessenheit. Erst im 19. Jahrhundert empfiehlt es Kranichfeld bei allen katarrhischen Leiden – v.a. der Augen – und bei Vergiftungen, z.B. durch Tabak oder Alkohol. Kneipp setzte den Augentrost als magenstärkendes Bittermittel ein.
Wissenschaftlicher Name: Euphrasia officinalis L., Euphrasia rostkoviana Hayne.
Charakteristik
Die einjährige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe zwischen 5 und 30 cm. Sie ist ein Halbschmarotzer, d.h., ihre Wurzeln docken an die umgebenden Graswurzeln an, entziehen ihnen Nährstoffe und hemmen so das Wachstum der Gräser. Diese Eigenschaft hat der Pflanze den Namen Wiesenwolf eingetragen. Auch Milchdieb wird sie deshalb genannt, denn der schlechtere Graswuchs auf Weiden kann den Milchertrag beim Weidevieh mindern.
Die gegenständig sitzenden Blätter haben einen gezahnten Rand. Die Farbe der Blüten reicht von vorzugsweise weiß bis bläulich und rötlich violett. Die knapp einen Zentimeter großen Blüten bestehen aus einem Kelch mit Zipfeln dran. Die ganze Blüte ist violett geadert und auf dem unteren Blütenblatt prangt ein gelber Fleck. Blütezeit ist von Juli bis September. Die zahlreich produzierten Samen haben eine schmale, längliche Kapselform und eine geriffelte Oberfläche.
Die Pflanze bevorzugt magere Wiese und Weiserasen. Sie wächst sogar noch in Höhenlagen von 2.300 m. Verbreitungsschwerpunkte sind Mittel-, West- und Südeuropa.
Augentrost ist geruchlos. Das Kraut der Heilpflanze schmeckt bitter und salzig.
Medizinisch verwendet wird das blühende Kraut.
Anwendung
Äußerliche Anwendung in Form von Waschungen, Umschlägen und Augenbädern, die aus frischem Augentrost oder getrocknetem Augentrostkraut hergestellt werden.
Naturheilkunde: äußerliche Anwendung bei Augenkrankheiten, die mit Gefäßerkrankungen und Entzündungen verbunden sind, sowie bei Entzündungen der Augenlider und Augenbindehaut. Des Weiteren als Vorbeugemittel gegen Augenschleimfluss, bei Augenkatarrh und verklebten, entzündeten Augen. Bei Husten, Schnupfen und bei Hauterkrankungen. Der Tee dient als Magenmittel.
Dosierung
Abkochung: 3 g Kraut in 150 ml Wasser 5–10 min kochen und durch ein sehr feines Sieb zur Vermeidung von Schwebstoffen abseihen. 3–4-mal täglich für Augenspülungen.
Wirkung und Nebenwirkungen
Augentrost enthält verschiedene Iridoide, u.a. Aucubin, Flavonoide und Gerbstoffe.
Eine klinische Studie von 2000 bestätigt die Wirksamkeit von Augentrost-Tropfen bei Bindehautentzündung. Von 65 Teilnehmern zeigten nach 2-wöchiger Behandlung 53 von ihnen eine vollständige Heilung, der Rest eine deutliche Verbesserung der Erkrankung bei sehr guter Verträglichkeit.
In Tierversuchen schützte Augentrost signfikant die Leber gegen Vergiftungen mit Tetrachlorkohlenstoff oder α-Amantin (z.B. in Knollenblätterpilzen).
Es gibt keine Risiken bei bestimmungsgemäßer Anwendung der Droge in therapeutischen Dosen.